Netzwerk: Early Scientific Journals

1688 veröffentlichte Christian Thomasius seine „Monatsgespräche“ – das gilt gemeinhin als der Beginn  wissenschaftlich-literarischer Pubilkationen im deutschsprachigen Raum. „Philosophical Transactions“ in England und „Journal des Scavants“ in Frankreich waren einige Jahre früher dran. In den ersten Jahren blieben die Pubikationen überschaubar, im Lauf der 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der Zeitschriften drastisch zu.

Einige Projekte beschäftigen sich mit der Digitalisierung der Zeitschriften, auch Metadatensammlungen entstehen und sammeln Daten über Herausgeber, Verleger und Erscheinungszeiträume. Trotzdem ist es schwierig, sich einen Überblick über die Vielfalt an Publikationen und entstehende oder mögliche Netzwerke zu verschaffen.

Hier setzt diese Netzwerkvisualisierung an. Ausgehend von der Sammlung des Gelehrte Zeitschriften-Projekts der Akademie der Wissenschaften Göttingen habe ich die verfügbaren Daten gesammelt, mit Informationen aus anderen Quellen ergänzt, einiges aus Büchern nachgetragen und, wo möglich, einen Link zu einer digitalen Kopie angehängt.

Das Ergebnis langer csv-files (Exploratory ist im übrigen ein sehr nützliches Tool, um sich viel Excel-Voodoo und R oder python scripting zu ersparen) gibt es jetzt als sql-Datenbank, als Neo4j-Graph – und als eine erste Netzwerkvisualisierung hier. Die Clusterberechnung ist über den Force Atlas-Algorithmus von Gephi gelaufen, der Export für die Webversion über das sigma.js-Template.

Inhaltlich hat das natürlich das Potenzial, ein unendliches Projekt zu werden. Für die akuelle Version habe ich mich auf Herausgeber, Verleger, Erscheinungszeitraum und Erscheinungsort beschränkt, Mitarbeiter beispielsweise habe ich nur testhalber für einige Zweitschriften mit aufgenommen. Die frühen Publikationen waren großteils tatsächlich Soloprojekte. Inhaltsverzeichnisse waren in den Anfangszeiten auch selten, noch seltener waren dabei brauchbare Autorenangaben. Und wenn sich Mitarbeiterangaben finden lassen, dann muss man froh sein, wenn wenigstens ein Nachname und ein abgekürzter Vorname angegeben sind – da wartet also noch einiges an Entschlüsselungsarbeit.
Im aktuellen Netzwerk kann also zur Zeit durch die Metadaten von über 350 Zeitschriften des 18. Jahrhunderts gesurft werden – und es finden sich einige Querverweise und Details, die ohne doe Netzwerkperspektive vielleicht mühsamer zu entdecken wären

  • Friedrich Schiller hat neben seinen bekannten Magazine wie Thalia und die Horen auch Frauenzeitschriften herausgegeben.
  • Sophie von La Roche ist die einzige weibliche Herausgeberin. Ihr Magazin Pomona erschien 1783 und 1784. Mit Luise Adelgunde Victorie Gottsched gibt es auch unter den Beitragenden bislang nur eine Frau.
  • Leipzig war mit Abstand das lebendigste Zentrum des Medienlebens im 18. Jahrhundert, weit vor Berlin oder Hamburg.
  • Erstaunliche viele Verlagsnamen von damals sind – zumindest dem Namen nach – noch heute im Geschäft.

Das Netzwerk wäre ein erster Ansatz für eine Geschichte des intellektuellen Social Graph im 18. Jahrhundert, besonders schön fände ich auch eine Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Verleger dieser Zeit. Rund um das Göttinger Archivprojekt sind ein paar Publikationen dazu entstanden – aber das ist auch noch ausbaubar.

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